Ganztagsschule

Konzept der offenen Ganztagsschule 

„Pfälzerschule Plaggenburg“

Stand: August 2025

1.      Einleitung

Die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich innerhalb der letzten Jahrzehnte gravierend verändert. Traditionelle Familienstrukturen werden vielfach von neuen Modellen des Zusammenlebens abgelöst. 

Daraus folgend stellt die Betreuung und Versorgung der Kinder im Grundschulalter für viele Eltern ein Problem dar. Viele Kinder sind aus diesen Gründen zwangsläufig außerhalb der regulären Schulzeiten am Vormittag auf sich allein gestellt. Auch der Bedarf an nachmittäglicher Betreuung ist gegenwärtig vorhanden und wird zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. Diese Auswirkungen der gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflussen zunehmend auch die Arbeit an der Pfälzerschule Plaggenburg. Daher wurde im Schuljahr 2022/23 die Pfälzerschule Plaggenburg zu einer offenen Ganztagsschule umgewandelt.

Wichtig ist uns hier, eine Schule im Dorf zu sein, d.h. die örtlichen Gegebenheiten zu nutzen und den SchülerInnen feste Wurzeln zu geben. Unser jetziges Leitbild ist Folgendes:

„Unsere Schule ist das, was wir (Kollegium mit Schulleitung, alle Mitarbeiter der Schule, Elternschaft, SchülerInnen) gemeinsam aus ihr machen. Für das Erreichen unserer Ziele sind Kooperation, Solidarität und gegenseitiger Respekt unerlässlich. Damit uns das gelingt, brauchen wir gemeinsame Regeln.“

2. Pädagogische Grundsätze und Ziele einer inklusiven Ganztagsschule

Ein Ziel durch die Öffnung der Ganztagsschule ist die Verbesserung der Bildungschancen aller Kinder. Dieses Ziel wollen wir erreichen, indem wir gemeinsam mit den Bewohnern aus dem Einzugsbereich der Pfälzerschule Plaggenburg den Ort in die Schule „hineinholen“. Das heißt, wir nutzen Synergien, die uns durch das Potential der drei Pfälzerdörfer Plaggenburg, Dietrichsfeld und Pfalzdorf zur Verfügung stehen. Im Gegenzug dazu gewährleisten wir eine kompetente, verlässliche und bildungsorientierte Betreuung der SchülerInnen. Lern-, Förder- und Forderangebote, z.B. aus den musischen, sportlichen, kreativen, handwerklichen oder künstlerischen Bereichen. 

Der heutzutage starken virtuellen Welt wollen wir ganz bewusst eine reale Lebens- und Erfahrungswelt entgegensetzen. Wir wollen den persönlichen Kontakt zu den Kindern und der Kinder untereinander stärken. Erst eine gute Beziehungsfähigkeit und Sozialkompetenz ermöglicht ein effektives Lernen für das ganze Leben. Gerade hier ist eine Einbindung der Pfälzerdörfer eine Garantie, den Kindern auch Kontakte zu Menschen aus ihrem Heimatort zu ermöglichen und das Miteinander nicht nur im schulischen, sondern auch im außerschulischen Kontext zu erweitern. 

Die geringe körperliche Bewegung ist leider ein typisches Kennzeichen unserer modernen Gesellschaft. Da diese primäre Erfahrung immer mehr verloren geht und wir zudem die Qualifizierung als sportfreundliche Schule erhalten haben, möchten wir hier einen Beitrag leisten, indem wir Bewegung fördern und zu Bewegung auffordern und motivieren, denn Bewegung beeinflusst die Lernmotivation entscheidend. Die Entwicklungspsychologie hat gezeigt, dass Kinder grundlegende Erfahrungen in ihrer Entwicklung in erster Linie durch eine aktive Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt erwerben. Durch Bewegung wird einerseits eine umfassende ganzheitliche Förderung von Kindern geleistet. Durch sportlich ausgerichtete Angebote sowie die freien Spielphasen bieten wir den SchülerInnen angeleitet oder auch frei Bewegung an.

Die Hausaufgabenbetreuung bietet den Kindern die Möglichkeit ihre Hausaufgaben in der Schule anzufertigen und darüber hinaus Fragen zu stellen. Ferner werden so Stressfaktoren im häuslichen Umfeld minimiert und es ergibt sich eine Verbesserung in der Chancengleichheit. Nicht jedes Kind wird in der festgelegten Zeit des Hausaufgabenerlasses alle Aufgaben vollständig bearbeiten, so werden zumindest Verständnisschwierigkeiten ausgeräumt, die zu Hause bei der Beendigung ein Hindernis darstellen könnten. Zudem kann im schulischen Kontext auch dem Nichtanfertigen von Aufgaben entgegengewirkt werden. 

Die zuverlässige und vollständige Erledigung der Hausaufgaben liegt jedoch in der Verantwortung der Erziehungsberechtigten. Sie müssen diese täglich zusätzlich kontrollieren. 

Die Kinder sollen sich in unserer Schule wohlfühlen, denn nur dann gelingt ein erfolgreicher Lernweg. Wir wollen das Wir-Gefühl an unserer Schule und die Verbundenheit mit dem Heimatort stärken und die soziale Kompetenz der SchülerInnen fördern. Dabei sollen alle Beteiligten respektvoll miteinander umgehen und Konflikte gewaltfrei und konstruktiv lösen. Dies setzen wir mit unseren festgelegten Regeln um. Wir versuchen eine freundliche, entspannte Atmosphäre zu schaffen, damit sich alle in unserer Ganztagsschule wohlfühlen. Nur so können das Miteinander und die sozialen Kontakte gestärkt werden. 

Wir wollen nicht nur Lernbegleiter und Unterstützer für die SchülerInnen sein, sondern sie zur Selbstständigkeit erziehen, sodass sie verknüpft mit ihrer Neugierde grundlegende Lebenserfahrungen machen können und zu einem eigenverantwortlichem Lernen hingeführt werden.

3. Organisation und Gestaltung

3.1. Zeitlicher Umfang / Organisatorische Hinweise

Das Mittagessen wird in zwei Zeiten geteilt, um mehr Ruhe und geregelte Abläufe in diese Zeit zu integrieren.

Nach der Mittagspause mit Mittagessen, der integrierten Erholungsphase und anschließender Hausaufgabenbetreuung können die Kinder an den Ganztagsangeboten der Schule teilnehmen. Im Zeitraum von 14:15 Uhr bis 15:00 Uhr finden verschiedene Angebote statt. Es findet täglich ein Spiel- und Spaßangebot statt, parallel dazu laufen sportliche, kreative oder musische Angebote, die die Kinder je nach Neigung wählen können.

Organisatorische Hinweise:

• Der Ganztag findet dienstags, mittwochs und donnerstags bis 15:00 Uhr statt.

• Die Anmeldung zur Ganztagsschule ist für jeweils ein Schuljahr verbindlich und dann als schulische Veranstaltung verpflichtend. Vertragsänderungen (bzgl. Tagen und Zeiten) innerhalb des Schuljahres sind nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit der Schulleitung möglich. 

• Die Angebote werden von den SchülerInnen in der Schule gewählt und sind für ein Schuljahr gültig.

• Die Nutzung des offenen Ganztages sowie die Angebote sind in der Regel kostenlos.

• Das Mittagessen ist kostenpflichtig. Die Bestellung und die Bezahlung wird durch das MensaMaxsystem geregelt. Die SchülerInnen müssen dafür von den Erziehungsberechtigten angemeldet werden. Die Organisation wird von der Schulsekretärin übernommen. Sie kann bei Fragen dazu während der Sekretariatsöffnungszeiten kontaktiert werden.

• Die Pfälzerschule Plaggenburg ist aufgrund des Einzugsgebietes der drei Dörfer, Pfalzdorf, Plaggenburg und Dietrichsfeld auf eine Busverbindung angewiesen. Somit sind die Unterrichtszeiten mit den Fahrzeiten der Busse und Taxibeförderung abgestimmt. Erziehungsberechtigte müssen sich auch im Ganztagsbereich an die Taxiunternehmen wenden, falls ihr Kind an einem Tag nicht an der Schülerbeförderung teilnehmen wird.

Es können 1- 3 Tage gewählt werden. Diese Wahl ist verbindlich für ein Schuljahr. Eine Abmeldung vom Ganztag ist jederzeit möglich, dann kann aber nur wieder zum neuen Halbjahr angemeldet werden.

3.2. Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten 

Die Pfälzerschule Plaggenburg bietet als offene Ganztagsschule die Möglichkeit, einen großen Teil des Tages mit anderen gemeinsam zu lernen und zusammen zu sein. Unsere Schule soll eine pädagogische Einheit von Unterricht, Arbeitsgemeinschaften, offenen Freizeitangeboten, Erholungsort und gemeinsamem Mittagessen sein. Die SchülerInnen entwickeln Solidarität untereinander und üben sich in altersgemäßen Formen demokratischer Mitverantwortung. Die Freizeitgestaltung ist ein wichtiger Bestandteil des Ganztagskonzeptes. Ziel ist es, aus dem kulturellen, dem musischen, dem sprachlichen und dem sportlichen Bereich Interessen bei den SchülerInnen zu wecken, sie selbst Neigungen entdecken zu lassen und diese zu fördern. Über Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und außerschulische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (aus Vereinen, Betrieben, Institutionen) wird der Blick der SchülerInnen erweitert. 

Als grundlegendes Gestaltungsmerkmal des Ganztagsangebotes wird die sinnvolle Freizeitgestaltung genannt. Außerunterrichtliche AG-Angebote bieten den SchülerInnen Freizeitthemen und sehen Möglichkeiten zur weiteren Gestaltung des Ganztagsangebotes in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Vereinen und Institutionen.

3.3. Mitwirkung an Gestaltungsprozessen und Evaluation

Alle Mitarbeiter der Pfälzerschule Plaggenburg stehen geschlossen hinter der Einrichtung und dem Konzept der offenen Ganztagsgrundschule. Gemeinsam wurden Möglichkeiten der Ausgestaltung überlegt, verworfen und neugedacht, bis ein stimmiges Konzept entstanden ist. 

Im Rahmen der Ganztagsplanung hat im Juli 2021 eine Abfrage der Bedarfe stattgefunden, bei denen die Eltern zusätzlich weitere Anregungen einbringen konnten. 

Ein regelmäßiger Austausch mit dem Schulelternrat, der Gesamtkonferenz sowie dem Schulvorstand und sich daraus ergebende Verbesserungen bzw. Veränderungen im Ablauf des Ganztages werden im laufenden Schuljahr regelmäßig durchgeführt.

Der Schülerrat bietet den SchülerInnen die Möglichkeit sich aktiv in die Ausgestaltung des Ganztages einzubringen. Dort wird über Verbesserungen oder Wünsche gesprochen, die den Mitgliedern von Seiten ihrer Mitschüler angetragen werden. Sie bilden das Sprachrohr der gesamten Schülerschaft.

Ein Runder Tisch Ganztag mit allen dazugehörigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wird regelmäßig durchgeführt, um die Verzahnung und den Austausch mit dem Schulvormittag zu fördern.

4. Mittagessen

Nach dem Regelunterricht am Vormittag wird den SchülerInnen zunächst die Möglichkeit eines warmen Mittagessens geboten. Um ein harmonisches und geplantes Essen mit festgelegten Regeln einzunehmen, nehmen erst die Klassen 1 und 2 ihre Mahlzeit ein. Die Klassen 3 und 4 befinden sich währenddessen in der  Erholungszeit. Nachdem die Klassen 1 und 2 ihre Mahlzeit beendet haben, nehmen die SchülerInnen der Klassen 3 und 4 am Mittagessen teil. 

Das Mittagessen wird durch eine angestellte Person des Schulträgers ausgegeben. 

Wer das Angebot des Mittagessens nicht nutzen möchte, kann seinem Kind ein eigenes Mittagessen mitgeben. Es dürfen aber keine Speisen in der Mensa erwärmt werden. Alle Kinder müssen ihr Mittagessen in der dafür vorgesehenen Zeit gemeinsam in der Mensa einnehmen. 

Die Abwicklung der Essensbestellung wird den Erziehungsberechtigten über den Internetzugang MensaMax ermöglicht und über das Schulsekretariat kontrolliert. Die Organisation der Mittagsverpflegung zielt darauf ab, dass alle Kinder ein gesundes Essen mit kurzen Warmhaltezeiten und ohne längere Wartezeiten erhalten. Um längere Warteschlangen vor der Essensausgabe und im Essensraum zu vermeiden, wird daher das Mittagessen im Zwei-Schicht-System eingenommen. Die Mittagsverpflegung findet für alle Kinder in der Mensa statt. 

5. Erweiterung des Bildungsangebotes durch Kooperationen

Für unser Ganztagskonzept finden wir die Kooperation mit ortsansässigen Vereinen und Institutionen wichtig. Den SchülerInnen wird dadurch ein größeres Bildungsangebot ermöglicht. Im Rahmen unseres Ganztages konnten wir den Sportverein und zwei Angebote im Bereich der Musik gewinnen.

Alle Angebote binden unsere SchülerInnen aktiv in die dörfliche Gemeinschaft ein, welches von besonderer Bedeutung ist.

Durch die im Ganztag zum Tragen kommende Zusammenarbeit von Lehrkräften, pädagogisch geschulten MitarbeiterInnen und den lokalen Angebotsträgern entsteht eine multiprofessionelle Zusammenarbeit. Dadurch werden gute Voraussetzungen geschaffen, um die SchülerInnen in ihren emotionalen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten zu fördern. Die Ressourcen der externen Partner mit ihren speziellen Kenntnissen und Fähigkeiten werden aktiv eingebunden und wirken sich somit positiv auf die Entwicklung der SchülerInnen aus.

6. Personalbedarf und personelle Möglichkeiten

Der Personalbedarf der offenen Ganztagsschule wird im Nachmittagsangebot von den Lehrkräften der Pfälzerschule Plaggenburg, pädagogischen Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiterinnen von Kooperationspartnern abgedeckt. Zudem kommt die Unterstützung von jeweils ein bis zwei Bundesfreiwilligendienstleistenden sowie Praktikantinnen und Praktikanten von unterschiedlichen Institutionen. Die Anzahl der für den Ganztagsbereich benötigten Arbeitskräfte steht in direkter Abhängigkeit zu den Anmeldungszahlen der SchülerInnen. 

Die Stadt Aurich als Schulträger ist für das benötigte Personal der Mensa zuständig und hat in Absprache mit der Schule den Lieferanten Apetito beauftragt. Die Speisen werden dann vom Küchenpersonal vorbereitet, portioniert und an die SchülerInnen ausgeteilt. 

7. Raumkonzept

Für den Ganztagsbereich steht u.a. ein Betreuungsraum zur Verfügung, der vor allem bei schlechten Wetter genutzt wird. Die Hausaufgabenbetreuung findet in den Klassenräumen statt, die Angebote in den jeweiligen Fachräumen (Werkraum, Turnhalle etc.). In der Mensa wird gemeinsam zu Mittag gegessen. Diese kann auch bei Veranstaltungen oder für Projekte und Aktionen im Ganztagsbereich vielfältig genutzt werden.

8. Zusammenarbeit mit dem Schulträger

Der Schul- und Kulturausschuss hat darüber entschieden, dass die Pfälzerschule Plaggenburg zum Schuljahr 2022/23 eine offene Ganztagsschule einrichten darf.

In mehreren Sitzungen und Besprechungen wurden die Wünsche und Anregungen seitens der Schule sowie der Stadt konstruktiv und in einem offenen Austausch besprochen, diskutiert und festgehalten. Die Umbaumaßnahmen wurden umgesetzt.

Gegenwärtig finden Gespräche und ein Informationsaustausch mit der Stadt Aurich über die neuesten Entwicklungen in Bezug auf den Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung für Grundschulkinder statt, der ab August 2026 stufenweise eingeführt werden soll. Dieser Anspruch umfasst in der Regel acht Stunden Betreuung pro Tag, inklusive Unterrichtszeit, an allen fünf Werktagen.

9. Beschlusslage

Gesamtkonferenz

In der Gesamtkonferenz vom 22.03.2021 wurde einstimmig der Beschluss gefasst, einen Antrag auf Einrichtung der offenen Ganztagsschule zu stellen. 

Schulelternrat

Dem Schulelternrat wurde am 22.02.2021 die Umsetzungsmöglichkeiten der Ganztagsschule vorgestellt. Dem Antrag auf eine Umsetzung der offenen Ganztagsschule wurde einstimmig zugestimmt.

Schulträger (Stadt Aurich)

Die Stadt Aurich wurde in engem Austausch zu Rate gezogen und in die Ideenfindung eingebracht, sodass durch mehrere Gespräche und Sitzungen eine angemessene Umsetzung möglich wurde. Die Baumaßnahmen wurden zeitnah begonnen. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Schulträger und Schule findet statt.

Träger der Schülerbeförderung (Landkreis Aurich)

Der Träger der Schülerbeförderung hat dem Antrag des Entstehens einer Ganztagsschule zugestimmt und unterstützt uns bei der Umsetzung der Beförderung.

10. Prognostizierte Teilnehmerzahlen 

Eine Umfrage im Schuljahr 2020/21 hat ergeben, dass der Wunsch einer Ganztagsschule groß ist und besonders in den Jahrgängen 1 und 2 gerne genutzt werden möchte. Insgesamt gehen wir von einer Schülerzahl von 30 bis 35 Kindern täglich aus, die an der Ganztagsbetreuung teilnehmen. 

Diese Prognose wurde übertroffen. So nehmen seid Beginn des Ganztagsbetriebes ca. 60 bis 70 SchülerInnen am Ganztag teil. Diese Zahlen belegen, dass es einen hohen Bedarf an Betreuung gibt und dass dieser auch in der ländlichen Umgebung stark genutzt wird. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren fortsetzen. Umso wichtiger ist es ein Ganztagsangebot mit attraktiven und pädagogisch wertvollen Angeboten zu schaffen.